Strategie-Lehren aus dem alten China

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Strategie-Lehren aus dem alten China

Sehr oft sind alte Ideen auch für die heutige Zeit noch von großer Bedeutung, wenn sie richtig interpretiert und an die heutige Welt angepasst werden. Das gilt auch für das Buch „Die Kunst des Krieges", das Sunzi vor etwa 2 500 Jahren schrieb. Als General der alten chinesischen Kaiser befasste er sich mit strategischen und taktischen Fragen. Man sagt, dass sich auch Generäle wie Napoleon im 19. Jahrhundert und Collin Powell (US Army) im 21. Jahrhundert, noch darauf beriefen. Wie also können Strategen heute von Sunzi lernen?

Zunächst einmal sollte man sich von dem Begriff „Krieg“ nicht in die Irre führen lassen. Wettbewerb meint nicht einen Krieg im herkömmlichen Sinne. Vielmehr geht es darum, die Ziele der Organisation unter bestimmten Bedingungen zu erreichen, genauso wie Unternehmen versuchen, sich durch ihre Strategie einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dazu kann auch die Zusammenarbeit mit Konkurrenten gehören.

„Die Kunst des Krieges”

Was also sagt Sunzi über „Die Kunst des Krieges" und wie verhält es sich mit der modernen Strategie? Er schreibt: „Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Frage von Leben und Tod, ein Weg zu Sicherheit oder zum Ruin. Deshalb darf sie – unter keinen Umständen – vernachlässigt werden." (p. 21)

„Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Frage von Leben und Tod, ein Weg zu Sicherheit oder zum Ruin. Deshalb darf sie – unter keinen Umständen – vernachlässigt werden." ~ Sunzi

Schwache oder fehlende Strategie kann fatal sein

In der jüngeren Geschichte können wir verschiedene Fälle beobachten, in welchen eine schwache oder fehlende Strategie Unternehmen in den Ruin trieb: Ein Beispiel ist der Untergang von Kodak in den frühen 2000er Jahren. Damals wurde keine stringente Strategie entwickelt, um auf die, mit der Digitalisierung der Fotografie verbundenen Marktveränderungen, zu reagieren. Oder der Ruin von Siemens Mobiltelefonen, einst Marktführer in diesem Bereich. Auch hier führten Managemententscheidungen zum Verlust der Marktführerschaft, was schließlich im Verkauf an BenQ endete.

Die drei Säulen des strategischen Erfolgs

Dies bringt uns zu den drei Säulen des strategischen Erfolgs, die Sunzi in seinem Werk dargelegte und die auch in der heutigen Geschäftswelt noch von großer Bedeutung sind. Sie lauten: 1) eine gute Strategie, 2) eine starke Aktion/Implementierung und 3) eine starke Führung. Alle drei Elemente sind voneinander abhängig. Wird eines dieser Elemente nicht erfüllt, wird Ihre Strategie nicht erfolgreich sein. Schauen wir uns im Folgenden jedes dieser Elemente genauer an:

1. Säule

Eine starke Strategie basiert auf einer starken strategischen Analyse. Sunzi sagt: „Wenn du deinen Feind und dich selbst kennst, gibt es keinen Zweifel an deinem Sieg.” (S. 111) Und er fährt fort, über eine SWOT-Logik zu sprechen: „Das Beste aus Stärken und Schwächen zu machen, hat mit der richtigen Nutzung des Umfelds/Gebiets zu tun.” (S. 127)

Die Schlüsselelemente eines Strategieprozesses basieren also auf der Logik von Sunzi, von vor 2.500 Jahren. Die Art und Weise und die Instrumente, die bei der internen und externen Analyse verwendet werden, haben sich im Laufe der Zeit verändert, auch seit den 1980er Jahren, als sie explizit und populär wurden. Trotzdem wird dieser Ansatz bis heute von jedem Strategieberater verwendet. Auch heute noch basieren in der Strategiearbeit die angestrebten langfristigen Vorteile auf internen Ressourcen und Fähigkeiten und sind auf das Umfeld abgestimmt – die Kernlogik von Sunzis Aussage.

Es gibt viele Beispiele für gescheiterte Strategien, die auf unzureichender und falscher strategischer Analyse beruhen: Der gescheiterte Markteintritt von Walmart in Deutschland in den frühen 2000er Jahren beispielsweise oder die Schwächen von Starbucks beim Eintritt in den australischen Markt.

2. Säule

In Bezug auf die zweite Säule, das Handeln und die Umsetzung, verweist Sunzi implizit auf die Agilität und die stringente Umsetzung von Maßnahmen, um die eigenen Ziele zu erreichen. Er erklärt: haben immer wieder von törichter Eile gehört, aber Klugheit war noch nie mit langen Verzögerungen verbunden."(S. 30) Er fügt hinzu: „Schnelligkeit ist eine wichtige Fähigkeit im Krieg." (p. 118)

Sunzi spricht also implizit davon, wie wichtig es ist, schnell zu handeln, um erfolgreich zu sein. Dies gilt auch für die Strategieumsetzung. Eine Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass 48 % der Strategieumsetzungen scheitern – d. h. sie erreichen nicht mehr als 50 % der gesetzten Ziele – und 61 % der Umfrageteilnehmer bewerten die Fähigkeit ihrer Organisation zur Strategieumsetzung als neutral oder schlecht. Außerdem war zu jeder Zeit in der Geschichte die Geschwindigkeit bei der Durchführung von Maßnahmen von entscheidender Bedeutung.

Der Unterschied besteht lediglich im Ausmaß der Geschwindigkeit, welche heute viel schneller ist, als noch vor 2 500 Jahren. Dies ist unter anderem auf die IKT-Revolution zurückzuführen. Gleichzeitig haben die Gesellschaft, sowie Unternehmen ihr Instrumentarium erweitert, um mit dieser erhöhten Geschwindigkeit umgehen zu können. Strategieexperten wissen heute, dass moderne Strategien oft auf First-Mover-Vorteile ausgerichtet sind und dass Unternehmen flexibler und agiler auf sich schnell verändernde Märkte reagieren.

3. Säule

Die dritte Säule der Strategie, die Führung, sieht Sunzi im Hinblick auf den Erfolg eines Unternehmens an zentraler Stelle. Er verweist auf die Bedeutung einer klaren Führung, die konkrete Ziele vorgibt. Er schreibt: „Derjenige, dessen Armee von demselben Geist beseelt ist, wird gewinnen." (p. 38) Um dies zu erreichen, muss der General – oder CEO – über bestimmte Fähigkeiten verfügen: „Es ist die Kunst, Gefühle zu studieren [...] Es ist die Kunst, Selbstbeherrschung zu bewahren [...] Es ist die Kunst, die eigenen Ressourcen zu verteilen [...] Es ist die Kunst, die Umstände zu analysieren." (p. 73,74)

Eine starke Führung ist erforderlich, um eine gute Strategie zu beschließen und ihre solide Umsetzung zu gewährleisten. Tatsächlich zeigen einige Studien, dass die meisten Strategien nicht in der Phase der Strategieentwicklung scheitern, sondern in der Phase der Umsetzung. Die oben erwähnte Umfrage ergab außerdem, dass mehr als ein Drittel der Führungskräfte als schwach bei der Strategieumsetzung eingestuft wurden. Die Hauptgründe für das Scheitern der Strategieumsetzung sind: 1) mangelnde Kommunikation und 2) schwache Führung. Weitere wichtige Gründe sind, dass die oberste Führungsebene nicht genügend Ressourcen für die Umsetzungsaktivitäten bereitstellt, z. B. ein Projektmanagementbüro. Oder dass es den Führungskräften an Selbstkontrolle fehlt, um ihre Entscheidungen im Hinblick auf das (Umsetzungs-)Projektcontrolling zu verfolgen. Hier ist es wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Organisation zu inspirieren, den Wandel, der typischerweise mit großen Strategieänderungen einhergeht, auch tatsächlich zu vollziehen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Lehren, die Sunzi den Strategen von heute mit auf den Weg gibt, noch immer höchst relevant sind. Es ist wichtig, diese grundlegenden und kritischen Ideen im Hinterkopf zu behalten, wenn man moderne Strategiewerkzeuge für das sich, schnell verändernde Geschäfts- und Marktumfeld, anwendet. Nur so lässt sich eine erfolgreiche Strategie entwickeln.

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